Die aktuelle Diskussion um die neuen Standorte für Tanklager für Erdölprodukte mutet an, wie das Konservieren von Relikten aus der Vergangenheit.
Während die Fachleute das Ende des Erdölzeitalters voraussehen und sich Regierungen und Betriebe nach Alternativen zum Erdöl umsehen, will Luxemburg weiterhin unbeirrt Tanklager bauen und basiert sich dabei auf Konsumzahlen aus der Blütezeit der Erdölproduktion.

Veraltete Direktiven kommen zur Anwendung – die Seveso-Direktive wurde verschlafen.

Das Berechnungsmodell für die Lagerkapazität basiert auf einer EWG-Direktive aus dem Jahre 1968, die durch das entsprechende Großherzogliche Reglement im Jahre 1973 in Luxemburger Recht umgesetzt wurde. Laut diesen Vorgaben müssen die jeweiligen Länder Benzinkapazitäten für den Verbrauch von 45 Tagen lagern, Diesel muss 55 Tage vorrätig sein. Zusammen mit Lagerkapazitäten im Ausland müsste die Versorgung für 90 Tage aufrechterhalten werden.

Seit diesen Verordnungen sind 40 Jahre vergangen und andere Energieformen haben längst Einzug in die Versorgungsstruktur gefunden: Erdgas und die Erneuerbaren (Wind, Wasser, Sonne, Biomasse).

Zudem ist seit Jahren bekannt, dass die Tanklager in Bartringen nicht der SEVESO-Direktive entsprechen und geschlossen werden müssen. Wieso wird jetzt erst diese Diskussion geführt? Warum haben die diversen Regierungen das Problem jahrzehntelang verdrängt?

Referenzzahlen für Erdölverbrauch aus den Rekordjahren

Bei der Berechnung der Lagerkapazitäten wurden scheinbar die Zahlen der Rekordjahre (2005-2008) herangezogen, die zudem die Höchstzahlen aus dem Tanktourismus beinhalten. So wurde berechnet, dass für 90 Tage eine Kapazität von 835.000 m3 benötigt würde und für die Inlandkapazitäten für 45/55 Tage 495.000 m3.

Anders sieht die Berechnung aus, wenn in wenigen Jahren

  • der Tanktourismus durch die Harmonisierung der EU-Steuern erheblich zurückgehen wird;
  • der inländische Verbrauch von Erdölprodukten durch Preissteigerungen und alternative Energieformen reduziert wird.

Welche Kapazitäten sind 2020, 2030 darüber hinaus noch nötig? Warum wurde sich nur auf den Höchstverbrauch basiert und Reduktionsszenarien nicht berechnet?

Tanklager auf der grünen Wiese und in einer Habitat-Zone

Bei der Standortwahl sowohl in der Stadt Luxemburg als auch in Bascharage fällt wiederum auf, dass diese sich nicht in bestehenden Industriezonen befinden, sondern im Grünbereich der Gemeinden (in Bascharage sogar in einer geschützten Habitat-Zone). Neue Gebiete müssen erschlossen werden und Zufahrten gebaut werden. Beide Standorte tragen demnach zur Landschaftszersiedlung bei und sind zudem nicht im ‚Plan sectoriel Zones d’activités économiques‘ vorgesehen.

Warum wurden keine anderen möglichen Standorte in bestehenden Industriegebieten geprüft?

FAZIT

Déi gréng sprechen sich aus diesen Gründen gegen die aktuelle Planung der Standorte für Tanklager aus. Wir sind erst bereit über Standorte für Tanklager zu diskutieren, wenn die Lagerkapazitäten dem realen Reduktionsszenario des Erdölverbrauchs in den kommenden Jahren entsprechen.

Für déi gréng

Christian Goebel (Parteipräsident) und François Bausch (Fraktionspräsident)

Luxemburg, den 28. März 2011

Anhang

Verbrauch Erdölprodukte in Luxemburg inklusive Tanktourismus (in TJ)

Quelle Statec