Nachdem die Verwertungsgesellschaft Gema im Auftrag der VG Musikedition 2009 begann, von deutschen Kindergärten Geld zu fordern, kam der im Umfeld der Piratenpartei gegründete Verein Musikpiraten auf die Idee, den reichen Schatz an gemeinfreiem Liedgut Erziehungseinrichtungen in einer Form zur Verfügung zu stellen, der sie vor solchen Forderungen schützt. Daraus entstand erst eine Sammlung von Weihnachtsliedern und später das Notenbuch Kinder wollen Singen, das in über 50.000 gedruckten Exemplaren an Kindergärten und Kindertagesstätten überall in Deutschland verteilt wurde.

Nun hat der Musikproduzent Martin Schubert im Friedrichshainer TonInTon-Studio Instrumentalversionen dieser Lieder eingespielt. Schubert, der zum Jahresbeginn aus der Gema austrat, widmete dem Projekt fast drei Monate Freizeit und arrangierte die Lieder je nach deren “Charakter” mit unterschiedlichen Instrumenten. Das Stück Jetzt fahr’n wir übern See nahm er sogar in zwei Versionen auf, weil sich dessen Aufführungstradition in verschiedenen Regionen Deutschlands “vom Tempo her stark unterscheidet”. Auf die Idee, das Liederbuchprojekt durch das Einspielen von Instrumentalversionen zu fördern, kam Schubert eigenen Angaben zufolge, weil er die Erfahrung machte, dass “nicht jede Kindergärtnerin ein As auf der Gitarre oder dem Klavier ist” und weil die Personaldecke manchmal so dünn ist, dass während des Musizierens die Betreuung der Kinder leidet.

Die 50 Stücke, die Schubert aufnahm, sollen Ende der Woche der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Ab Donnerstag oder Freitag kann man sie auf der Website des Vereins herunterladen oder als CD vorbestellen. Handelt es sich beim Empfänger um einen Kindergarten oder eine Kinderkrippe, wird die CD kostenlos zugesandt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Vorbestellung bis Ende Oktober erfolgt. Auch Schulen, Kirchen und andere Bildungseinrichtungen können sich bewerben. Die Creative-Commons-Lizenz CC-BY-NC-SA, unter der die Aufnahmen erscheinen, ermöglich Privatleuten und Institutionen nicht nur das nicht kommerzielle Kopieren und Verbreiten, sondern auch die Verwendung für eigene neue Werke. Dadurch können Kindergärten Stücke im Karaoke-Verfahren einsingen und die Aufnahmen Eltern oder Mäzenen als Andenken zukommen lassen.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/6/150456

Von : Peter Mühlbauer in Telepolis > Kultur und Medien-News