Flammendes Inferno oder zukunftsweisender Öko-Bau?

Flammendes Inferno oder zukunftsweisender Öko-Bau?

Holz riecht angenehm und fühlt sich warm an. Warum also nicht nur Böden und Möbel daraus zimmern, sondern ein ganzes Haus? Holzhäuser können sehr schnell abbrennen, wie man in den 1990er Jahren an norwegischen Kirchen sah, die Zielobjekte von Black-Metal-PR wurden. Bei einem Einfamilienhaus kann man einen solchen Brand noch als kalkulierbares Risiko in Kauf nehmen, weil die Bewohner sich schnell ins Freie retten können. Deshalb bestehen in Nordamerika auch heute noch viele Vororthäuser vorwiegend aus Holz. Für höhere Häuser verwendet man dagegen nicht erst seit der Entwicklung des Stahlbetons eher feuersichere Materialien.

Die größten Holzgebäude der Welt sind alte japanische Tempel, die teilweise einer Höhe von 19 Stockwerken entsprechen. Das höchste moderne Holzgebäude ist derzeit das Londoner Murray Groce, das neun Etagen zählt. Diesen Rekord will das kanadische Architekturbüro Michael Green (MGA) nun mit einem Plan für ein zwanzigstöckiges Holz-Hochhaus brechen. Um potenzielle Bauherren zu interessieren, hat MEG eine Studie vorgelegt, nach der im FFTT-System theoretisch sogar bis zu 30 Stockwerke hohe Häuser gebaut werden könnten. Die in deutschsprachigen Medien kolportierte Meldung, dass MAG in Kanada, Norwegen und Österreich bereits an dreißigstöckigen Hochhäusern baut, ist Michael Green zufolge allerdings eine Ente.

Damit Brandschutzvorschriften dem Bau nicht entgegenstehen und es zu keinem “flammenden Inferno” kommt, wird das Hochhaus-Holz den Plänen des Architekturbüros nach mit einer Gipsbeschichtung überzogen, die ein Feuer angeblich zwei Stunden lang aufhält. Dem Verrotten will man dadurch entgegenwirken, dass man den Holzrahmen nicht dem Wetter aussetzt, sondern mit anderen Materialien verschalt, so wie das auch mit Stahlbeton häufig gemacht wird.

In Deutschland ist das höchste Holzhaus ein siebenstöckiges Gebäude im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Die Brand- und Schallschutzanforderungen lassen sich hierzulande im allgemeinen um so leichter erfüllen, je weiter ein Holzhaus von anderen Gebäuden entfernt steht. Heizungs- und Elektroleitungen werden bei modernen Holzhäusern oft in einer Dämmschicht aus Mineralwolle untergebracht, die nicht brennt.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/2/151656

Von Peter Mühlbauer in Telepolis > Energie und Klima-News

Das Märchen vom leer zu essenden Teller und den hungernden Kindern in Afrika

Das Märchen vom leer zu essenden Teller und den hungernden Kindern in Afrika

Derzeit findet in Marseille das sechste “Weltwasserforum” statt. Dort sprechen Regierungsvertreter aus über 100 Ländern mit Vertretern internationaler Organisationen und Abgesandten großer Wirtschaftsunternehmen. Zu Anfang der Veranstaltung wurde eine UNESCO-Studie vorgestellt, der zufolge das Trinkwasser von 900 Millionen Menschen verunreinigt ist und 2,6 Milliarden Menschen ohne “adäquate sanitäre Einrichtungen” auskommen müssen. Wegen des Wachsens der Weltbevölkerung befürchtet die UNESCO einen Anstieg gewaltsamer Auseinandersetzungen um Süßwasser.

Allerdings gibt es auf der Welt nicht nur trockene, sondern auch eher feuchte Gebiete. Dazu zählt auch Deutschland: Dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BdEW) zufolge verbraucht die öffentliche Wasserversorgung lediglich 2,7 Prozent der 188 Milliarden Kubikmeter Wasser, die hierzulande zur Verfügung stehen. Das Wasser über Leitungen in trockenere Gegenden zu leiten, wäre extrem unwirtschaftlich. Und es wäre kein Trinkwasser mehr, bis es dort ankommt. Deshalb nützt das Sparen von Wasser in Deutschland zur Vermeidung von Konflikten im Sudan in etwa in dem Ausmaß, in dem hungernde Kinder in Afrika davon profitieren, dass deutsche ihren Teller leer essen.

Wasserspülung in einem Tiefspülklosett. Foto. Jarlhelm. Lizenz: CC-BY-SA.

Das Märchen vom leer zu essenden Teller und den hungernden Kindern in Afrika findet in der deutschen Erziehung heute deutlich weniger Anwendung als früher. Aber Medien wie das ZDF verbreiten in ihrer Berichterstattung zum Weltwasserforum immer noch vermeintliche Schreckensmeldungen über den im Weltvergleich hohen Wasserverbrauch in Deutschland. Früher stand hinter solchen Geschichten ein PR-Interesse von Konzernen wie Vivendi, die eine Privatisierung der Wasserversorgung als Öko-Politik propagierten. Nachdem sich aber entsprechende Maßnahmen von Argentinien bis London als Katastrophe erwiesen, scheinen sie in Deutschland heute schwer durchsetzbar. In Berlin denkt man sogar über die Rücknahme einer Teilprivatisierung nach.

Die Indoktrination zeigte jedoch insofern Wirkung, als sich die Deutschen aufgrund des schlechten Gewissens, das ihnen die PR-Kampagnen machten, massenhaft neue Wasserhähne, Duschen und Klospülungen kauften. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sank deshalb der Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser zwischen 1990 und 2007 von 144 auf 122 Liter täglich.

Ein geringerer Wasserdurchfluss macht Sanitärgeräte allerdings nicht unbedingt funktionstüchtiger. Manche Mieter haben deshalb ständig einen vollen Wassereimer neben der Kloschüssel, mit dem sie der Sparspülung nachhelfen. Darüber hinaus kann das Wassersparen in von der Natur gut bewässerten Ländern auch Schaden an der öffentlichen Infrastruktur anrichten: Wegen des geringeren Wasserdurchflusses müssen manche deutschen Kommunen inzwischen die Abflussrohre mit Frischwasser spülen, weil nicht mehr genug Abwasser nachfließt. Andernfalls drohen Gestank und Verstopfung.

Für die Verbraucher führt das Wassersparen deshalb nur bedingt zu niedrigeren Kosten, weil die Spülungen den Grundlastanteil erhöhen, der auf alle Anschlüsse umgelegt wird. Ein Rückbau der Rohre, der manchmal als Alternative zu den Spülungen genannt wird, würde dazu führen, dass das Abwasser bei starkem Regen, während der Schneeschmelze und zu Stoßzeiten nicht mehr abfließen kann. Zudem würde solch eine Durchmesserverkleinerung (deren ökologischer Nutzen bei einer Gewässer- und Grundwasserstruktur, wie sie in der Bundesrepublik vorliegt, gleich null ist) immense Summen an Steuer- und Gebührengeldern verschlingen.

Wird weniger Wasser verbraucht, steigt zudem der Grundwasserspiegel in Städten, was schwere Schäden an Gebäuden verursachen kann. In Berlin musste man deshalb sogar eine Grundwassersteuerungsverordnung erlassen und für viele Millionen Euro Regulierungsanlagen bauen, die den Grundwasserspiegel künstlich niedrig halten.

Source : http://www.heise.de/tp/artikel/36/36576/1.html

Von Peter Mühlbauer in Telepolis > Energie

In France, QR code stickers provide medical data for emergency responders

In France, QR code stickers provide medical data for emergency responders

Japanese-based Asahi Kasei has previously used RFID technology in portable charms to alert medical personnel to important patient information when dealing with emergencies. Now, using stickers featuring QR codes, Code d’Urgence in France is also on a mission to improve data delivery to those responding to accidents and emergencies.

Those registering for the service must first fill out a medical questionnaire from the company, which must be validated by a doctor. Users pay for an annual subscription, costing EUR 36, and this information is then stored on a secure server approved by the Ministére de la Santé for one year. The company then sends out ten stickers featuring a unique QR code to the user, suitable for placing onto motorcycle helmets, bike frames, behind watch faces or on the back of cell phones — the company provides a list of recommended sticker locations upon subscription. The code can be read quickly by medical professionals equipped with the secure Code d’Urgence smartphone app, enabling them to respond in the best way possible. According to the developers, Code d’Urgence is the only system of its kind to have been made in collaboration with the country’s SAMU (Service d’Aide Médicale Urgente) and SMUR (Service Mobile d’Urgence et Reanimation) doctors. It is also compliant with the Commission Nationale Informatique et Liberté, which means all the medical data is secure and only accessible to medical professionals. The video below contains more details:

The stickers are small, but noticeable, and are by their nature 2-D rather than 3-D, allowing them to be applied almost anywhere. What’s more, by using QR codes rather than RFID, the information can be accessed via a smartphone, avoiding the need for a dedicated reader. Backed with recognition from national health officials, this could prove to be an idea that saves lives. One to replicate or partner with?

Website: www.codeurgence.fr
Contact: www.codeurgence.fr/systeme/m1.php?hid=178744

Spotted by: Francois Lavaste

Von irgendwelchen Kerlen und Peinlichkeiten

Von irgendwelchen Kerlen und Peinlichkeiten

Weltfrauentag… oh bitte nicht

An jedem verdammten 8. März ist mir danach, mich mit Migräne ins Bett zu legen und diesen Tag komplett zu verschlafen, insbesondere die Kommunikation einzustellen, sofern sie in irgendeiner Form mit dem “Weltfrauentag” zu tun hat. Schon einige Tage vor dem Weltfrauentag passiert nämlich etwas Seltsames. Dieses Seltsame funktioniert ähnlich wie die Mutation eines Kaktus zum Valentinstag. War der Kaktus vorher beim Blumengeschäft noch das angestaubte Ladenhüterli, karg und eher ungeliebt anzusehen, von all den Trendplanzen und duftenden Blümchen verdeckt, so wird er zum Valentinstag abgestaubt, im Preise um ca. 300% angehoben und mittels eines rot-weißen Schildchens mit der Aufschrift “Für meine geliebte Kratzbürste” zum “originellen Geschenk am Valentinstag für denjenigen, dem Rosen zu banal sind”.

So ähnlich funktioniert auch der “Weltfrauentag” mittlerweile – egal, welcher auch noch so löbliche Grund einst seine Einführung ermöglichte, heutzutage ist der WFT ein Mischmasch aus Werbung (kreieren Sie als starke Frage Ihr eigenes Parfum/ihren eigenen Schmuck… – wobei diese “Eigenkreationen” letztendlich nur das Ergebnis von im Baukastensystem nach Schema F zusammengemixten Standardideen sind), Pseudobetroffenheitsblabla (jedes Jahr müssen wir wieder an die armen Frauen in xy denken) und dem Alibiinterviewtrend (heute zum Weltfrauentag sprechen wir mit…). Einige Tage vor dem WFT beginnen diverse Leute, Redaktionen, Interviewer… plötzlich, sich an die im Hinterzimmer herumgammelnden weiblichen Personen zu erinnern, die einst Artikelvorschläge, Anmerkungen oder was auch immer einreichten, die darum baten, sie zurückzurufen und über ihren Fall zu berichten oder die einfach nur selbst einen Kontakt aufnehmen wollten. Plötzlich wird also das vor sich hin staubende Frauchen, das im “Irgendwann mal”-Ordner schmort, zum “hot topic”, denn es ist ja Weltfrauentag.

“Zum bevorstehenden Weltfrauentag möchten wir auf Ihren Artikelvorschlag eingehen und …”, “der Weltfrauentag steht vor der Tür und Sie als Frau könnten uns vielleicht…” – am Weltfrauentag haben plötzlich ganz viele Leute Zeit und Muße und sind soooo interessiert an den eigenen Ansichten, dass ich kaum mehr weiß, wem ich als Erstes ein “Lasst mich in Ruhe” zurückmailen soll. Ja, es ist erfreulich, dass mein Thema auf Interesse stößt, aber wenn dieses Interesse nur der Tatsache geschuldet ist, dass für den WFT noch ein “Thema von einer Frau” gesucht wird, dann ist das weniger als ein Lob als vielmehr ein Schlag in den Unterleib. Es heißt nichts anderes als: “Wäre heute nicht dieser WFT, würde ich eher WTF zu deinem Text sagen”. Es bedeutet: “Wärest du nicht heute das willkommene Alibiweibchen zum WFT, dann würde dein Text noch weiterhin hier vor sich hin gammeln.” 365 oder 364 Tage lang bin ich somit uninteressant, bis dann ein mehr oder minder verordneter Zwangsbeglückungstag dazu führt, dass sich jemand an meinen Text erinnert und ihn dann vielleicht doch liest. Würde er lesen, wäre nicht WFT? Wohl kaum.

Sie als Frau…

Die Formulierung “Sie als Frau” ist in vielen Fällen für mich schon ein Ausschlusskriterium. Es gibt in vielen Fällen Gründe dafür, warum jemand auf seine Meinung angesprochen wird, doch das Frausein ist nur in wenigen Fällen einer dieser Gründe. Wieso muss jemand “mich als Frau” zum Thema Datenschutz befragen? Wieso benötigt jemand meinen Kommentar von “mir als Frau”, wenn es um Fußball geht? Selbst wenn es darum geht, eine männliche und eine weibliche Ansicht darzustellen, so sind diese Gegenüberstellungen letztendlich nur eine Zementierung der bisherigen Klischees – meist läuft es auf ein “Er sagt, wie toll Fußball ist”, und “Sie sagt, dass Fußball für sie uninteressant ist”, hinaus oder auf genau das Gegenteil. Aber wieso ist dies von Belang?

Während das bei Meinungsartikeln noch entfernt nachvollziehbar ist, so ist es bei Fakten schlichtweg ermüdend. Wieso ist es von Wichtigkeit, ob eine Frau Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik zitiert? Sofern es überprüfbare Zahlen sind, sollten das Geschlecht, Alter, Herkunft, Privatleben… völlig egal sein. Aber oft genug wird um meine Meinung “als Frau” gefragt. Geht es Männer so, dass sie wegen ihrer Meinung “als Mann” gefragt werden? Ich bezweifele es.

All diese Quoten-/Tag-/Geschlechtshervorhebungen haben für mich letztendlich eine Aussage: Deine Meinung wäre uninteressiert, wärst du keine Frau und würde es nicht für uns wichtig sein, “auch Frauen” zu Wort kommen zu lassen. Das ist, egal ob aus Quotendenken oder nicht, genau der Aspekt, der mich nervt; das ist das Denken, das ich nicht will. Nichts ist für mich schlimmer, als gefragt zu werden, ob ich bei einer Veranstaltung etwas zum Thema “Vorratsdatenspeicherung” beitragen möchte, nur um dann zu hören, dass nicht etwa eine Einschätzung meines Wissens, sondern vielmehr die Tatsache, dass “noch eine Frau fehlt”, zur Anfrage führte. Das ist oberflächlich und sexistisch.

Besser du als irgendein Kerl

Wie hier bei mela sehr schön erläutert wird, ist die neue Kampagne der Grünen, die hoffen, auf diese Weise mehr weibliche Mitglieder gewinnen zu können, ein typisches Beispiel dafür, wie Frauen und Männer gleichzeitig beleidigt werden bei dem peinlichen Versuch, sich an Frauen anzubiedern. “Besser du als irgendein Kerl” prangt in großen Lettern auf dem Plakat. Egal wie selbstironisch Claudia Roth mit ihrem Image als Nervensäge spielt oder Cem Özdemir sein Alter thematisiert – wie sehen es wohl Frauen, wenn sie letztendlich nicht auf Qualifikation, Wissen, Erfahrung, Meinung… angesprochen werden, sondern letztendlich nur als gesichtslose, persönlichskeitslose Quotenmasse dienen?

“Besser du als irgendein Kerl” ist die moderne Variante eines “Komm her, wir brauchen ein Weib”, das man aus Mittelalterfilmen kennt, in denen sich die saufenden Männer das unwillige Frauenzimmer auf den Schoß holen, um sich ihr Vergnügen zu holen. Nun gut, heutzutage ist es nicht das Vergnügen, sondern die hoffentlich bald erreichte Quote, wegen der jedwedes Weib in den Schoß der Partei gezogen werden soll. Für die Männer ist dies eine offene Klatsche, denn egal welche Qualifikation sie mitbringen, gegen den Vaginabonus haben sie dann keine Schnitte. Für die Frauen ist es gleichermaßen eine Klatsche, denn gleichgültig welche Qualifikation sie mitbringen, sie ist uninteressant, sofern nur der Vaginabonus erfüllt wird. Hier wird nicht einmal, egal wie witzig die Plakate sein sollen, darauf abgezielt, dass Frauen eben auch viel beitragen können, hier wird einfach nur gesagt “Frau = beliebter bei uns”. Warum? Gibt es keine Aspekte, die bezüglich der Tätigkeit von Frauen bei den Grünen hervorgehoben werden können? Können nicht auch Männer und Frauen gleichzeitig auf den Plakaten für mehr Mitglieder werben und zeigen, dass es eben egal ist, welchem Geschlecht jemand angehört?

Nein, stattdessen wird weiter ein Graben verbreitert, denn Frauen und Männer dürften von solchen Anbiederungsversuchen gleichermaßen genervt sein. Während die Frau sich fragt, wieso sie denn, außer die Quote der Grünen zu erfüllen, bei den Grünen aktiv werden soll, fragt sich der Mann, wieso er da eigentlich noch einen Mitgliedsantrag unterzeichnen soll, wenn er doch automatisch im Vergleich mit irgendeiner Frau den Kürzeren zieht. Es stellt sich auch die Frage, wie eine ähnlich gelagerte Kampagne verlaufen wäre, würde sie mit dem Spruch “Besser du als irgendeine Frau” untermalt werden.

Empfindlichkeiten…

Dass die Gräben sich weiter verbreitern, zeigt sich auch an den Empfindlichkeiten, die vorherrschen. Wenn am WFT jemand auf die Frage, warum Frauen in der Partei eher eine kleine Rolle spielen, sagt: Vielleicht sind sie zuhause zu sehr eingespannt, geht Entrüstung durch den Raum. Warum eigentlich? Weil es ggf. zu nahe an der Wahrheit sein könnte?

Für Alleinerziehende, egal ob weiblich oder männlich, stellen sich viele Fragen, wenn es um Engagement geht. Auch gibt es auf Grund von klassischen Rollenverteilungen in manchen Familien das Problem der Umsetzung des Engagement. Doch: welche Barrieren haben Frauen vor sich, die es ihnen unmöglich machen, sich in den Parteien zu engagieren? Was genau fehlt? Was müsste besser gemacht werden oder was wird gewünscht? Hierzu fehlen schlichtweg klare Ideen und Vorschläge – akademisch wird darüber gesprochen, dass Frauen in den Parteien zu wenig vertreten sind, ohne all diese Aspekte einmal zu beleuchten. Aber – und das wird auch eher selten gesagt – in Zeiten, in denen z.B. bei der Piratenpartei, auch eine Mitarbeit virtuell möglich ist, dürfte Frauen, ebenso wenig wie Männern, ein großes Hindernis in den Weg gelegt werden. Die Möglichkeiten zur Partizipation sind vorhanden – und wer meint, dass er als Frau nicht ernstgenommen wird oder als Mann zu Frauenthemen sowieso nicht befragt wird, kann auch pseudonym aktiv werden. Worin hier genau die Hindernisse bestehen bleibt eher offen.

Wie rückständig

Die Art und Weise, wie um Frauen bei Parteien geworben wird, ist eine Art und Weise, die die Frauen zu reinen Quotenweibchen werden lässt, was Männer logischerweise aufbringt. Bevorzugung ist kein Weg, der Gleichberechtigung bedeutet, sondern nur weitere Kämpfe mit sich bringt. Dabei haftet Initiativen wie die der Grünen auch ein gewisser Mief an, der letztendlich vom uralten Geschlechterkampf, von Spalten statt Versöhnen zeugt. Doch noch etwas ist bei all den Diskussionen um Frauen in Parteien, in Vorstandsetagen usw. eher wenig zur Sprache gekommen: Die Frage, ob Frauen teilweise nicht einfach zufrieden sind mit dem, was sie haben. Vielleicht verzichten manche auch lieber auf den besser bezahlten Posten im Vorstand, weil sie dafür mehr Zeit für sich haben? Vielleicht ist ihnen Hobby und Freizeit wichtiger als die 14-18-Stunden-Tätigkeit, die viele Positionen in Chefetagen mit sich bringen, egal ob nun von Männern oder Frauen ausgeübt? Hier fehlen zahlreiche Daten darüber, wie viele Frauen benachteiligt werden, wie viele gar nicht aufsteigen möchten und warum usw. Die Diskussion ist, genauso wie die Diskussion um Jugendschutz beispielsweise, eher etwas, an dem sich akademisch abgearbeitet wird.

Diskussionen darüber, dass Frauen mehr in Vorstandsetagen vorhanden sein sollen, werden gerne geführt, Diskussionen darüber, dass manche Frauen vielleicht einfach lieber Hausfrau sind, werden dagegen per se als rückständig und reaktionär, als unwissend und sexistisch gebrandmarkt. Die meisten Frauen aber werden eher gar nicht gefragt, was sie eigentlich möchten. Die Diskussionen konzentrieren sich auf die eine oder andere Seite, ohne sich um Zahlen, Daten, Fakten zu kümmern und Optionen für alle zu schaffen.

Der Trend, Familiendasein, Ehe usw. als rückständig anzusehen, nimmt allerdings weiter zu. Die neue Spießigkeit besteht nicht mehr darin, naserümpfend auf andere herabzusehen, die unverheiratet sind, alleinstehend… die neue Spießigkeit rümpft die Nase bei den Frauen, die sich verheiraten, eine Schürze anziehen, kochen und auf diese Art und Weise glücklich sind. Die alten Rollenmuster sollen durch neue abgelöst werden, egal ob erwünscht oder nicht. Doch dadurch werden nur neue Zwänge geschaffen.

Ja, es sollte gleiche Chancen für alle geben und hieran muss gearbeitet werden. Dringend sogar. Aber bitte keine Zwangsbeglückung mit der nächsten Einladung für “mich als Frau”.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/5/151599

Von Twister (Bettina Hammer) in Telepolis > Außer Kontrolle

"Geistiges Eigentum" gegen Freiheit der Wissenschaft

"Geistiges Eigentum" gegen Freiheit der Wissenschaft

Die französische Designerfirma Louis Vuitton fiel bereits in der Vergangenheit mehrmals mit umfassenden Ansprüchen auf “geistiges Eigentum” auf. Unter anderem versuchte sie, von einem Marburger Rotkreuzladen 2600 Euro einzutreiben, weil dieser ein Taschenimitat aus einer Altkleidersammlung für drei Euro anbot, und verklagte den Warner-Konzern, weil im Film Hangover II ein Diophy-Koffer zu sehen ist, der den Vorstellungen der Modemarke nach einem Louis-Vuitton-Produkt zu ähnlich sieht.

Solche und ähnliche Fälle nahmen Jurastudenten an der Pennsylvania Law School zum Anlass, ein Symposium zu Immaterialgüterrechtsfragen im Moderecht mit einem Plakat anzukündigen, dessen brauner Hintergrund mit Tapetenmuster-Verzierungen auf den ersten Blick ein wenig an das Design der Modemarke erinnert. Sieht man genauer hin, erkennt man aber, dass das Tapetenmuster keine Louis-Vuiton-Monogramme, sondern stattdessen Copyright- und Trademark-Zeichen enthält.

Daraufhin erhielten sie einen Drohbrief des Louis-Vuitton-Anwalts Michael Pantalony, in dem es unter anderem hieß, diese “ungeheuerliche” Tat sei nicht bloß eine “ernste mutwillige Markenrechtsverletzung”, sondern könne durch die Expertenrolle der Penn Intellectual Property Group auch Dritte zu dem Glauben verleiten, solch eine “ungesetzliche Aktivität” sei “in irgendeiner Weise ‘legal'”.

Die Universität reagierte auf dieses Begehren Pantalonys nicht mit einer Unterlassungserklärung, sondern mit der Belehrung, dass das Markenrecht selbst bei großzügiger Auslegung keine Rechtsgrundlage für ein Verbot des Plakats hergäbe, dessen Verwendung von Designelementen durch das Fair-Use-Prinzip gedeckt ist. Deshalb, so das Antwortschreiben, lade man die Louis-Vuitton-Anwälte zu dem Symposium ein, auf dem sie Gelegenheit hätten, ihre Kenntnis des Markenrechts etwas zu erweitern.

Auf dem Symposium wird es unter anderem um eine Ausdehnung von Monopolansprüchen auf Gestaltungselemente durch den geplanten Innovative Design Protection and Piracy Prevention Act gehen. Ob das Vorgehen von Louis Vuitton das Verständnis der Rechtsexperten für diese im US-Repräsentantenhaus diskutierten Immaterialgüterrechtsausbau erhöhen wird, scheint allerdings zweifelhaft.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/6/151582

Von Peter Mühlbauer in Telepolis > Kultur und Medien-News