Hosengate

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Vor 30 Jahren schrieb Andreas Banaski in Sounds, die Grünen könne man alleine schon deshalb nicht wählen, weil sie so scheiße angezogen sind. Heute wird dieser Vorwurf (trotz Claudia Roth) nicht mehr an die Ökopartei, sondern an die Piraten gerichtet. Stein des Anstoßes ist eine kurze Hose des Berliner Piraten Abgeordneten Fabio Reinhardt, die der 31-Jährige am Freitag während einer Sondersitzung des Innenausschusses trug. Dieser Aufzug erregte den SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber so sehr, dass er öffentlich folgende Stellungnahme abgab:

Seitdem die Piraten da sind, verfallen die optischen Sitten, das ist unwürdig. […] Wir Parlamentarier sollten uns endlich mal über eine angemessene Kleiderordnung unterhalten. Das kann auch eine Jeans sein, aber bitte eine lange, geschlossene Hose, aus der nichts herausguckt.

Seitdem wird viel darüber spekuliert, was da wohl aus Reinhardts kurzer Hose herausgeguckt haben könnte und ob der Pirat damit vielleicht schon die – nun ja – “politische” Auseinandersetzung mit der Konkurrenz von der “Bushido”-Partei suchen wollte, von der man Entsprechendes erwarten könnte. Reinhardt selbst ging bei seiner Erklärung aber eher in die Defensive und rechtfertigte sich mit einem Bootsausflug seiner Fraktion, der ihm keine Zeit mehr gelassen habe, sich umzuziehen.

Der Berliner SPD-Fraktionssprecher für Verfassungsschutz und Queerpolitik ist nicht das einzige Mitglied der der Brioni-Partei, dessen feiner Geschmackssinn durch die neue Konkurrenz verletzt wird. Auch die nordrhein-westfälische Landtagspräsidentin Corinna Gödecke verlautbarte nach dem Einzug einer Piratenfraktion in einem Schreiben an alle Abgeordneten, sie erwarte, dass die Herren “zumindest ein Jackett tragen” und die Damen “die Schultern bedecken”.

Obwohl letzteres auch von manchen Religionen gefordert wird, mag Gödecke aber trotzdem keine Kopftücher im Parlament sehen – die hält sie (ebenso wie jede andere Art von Kopfbedeckungen außer Perücken) für “unangebracht”. Der Piratenabgeordnete Gerwald Claus-Brunner, der für solch ein Kopftuch bekannt ist, sitzt allerdings nicht in Gödeckes Zuständigkeitsbereich, sondern im Berliner Abgeordnetenhaus.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/6/152224

Von : Peter Mühlbauer in Telepolis > Kultur und Medien-News

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Kostenlose Duschen für Pendler

Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, der spart Geld für Benzin und stählt seinen Körper. Allerdings hat dieses Verkehrsmittel auch Nachteile: Radfahrer setzen sich in Städten verstärkt Feinstaub aus und können sich verkühlen – oder so stark schwitzen, dass Arbeitskollegen und Kunden nachher mit Brechreiz kämpfen. Aus diesem Grund hat man im südschwedischen Malmö an der Bahnstation Hyllie eine Bike-and-Ride-Station eingerichtet, in der sich Radfahrer kostenlos duschen und umziehen können. Außerdem haben sie dort Gelegenheit, ihre Fahrräder sowie ihre verschwitzte und stinkende Kleidung zwischenzulagern und ihre Reifen zu flicken und aufzupumpen.

Mit diesem Pilotprojekt ist die auf ein grünes Image bedachte Hauptstadt der Provinz Schonen so zufrieden, dass sie in den nächsten Monaten an der Haltestelle Triangeln eine zweite Bike-and-Ride-Station eröffnen will. Und im nächsten oder übernächsten Jahr soll am Hauptbahnhof eine dritte eingerichtet werden. Entstanden ist das Konzept, mit dem der Magistrat den Autoverkehr und die Abgasbelastung verringern möchte, aus den “Cykelkökets” – “Fahrradküchen”, in denen kleinere Reparaturen vorgenommen werden können. Den Hyllie-Bahnhof wählte man deshalb als Pilotstandort aus, weil er von Pendlern aus und nach Kopenhagen genutzt wird, das seit 12 Jahren durch die fast acht Kilometer lange Öresundbrücke mit Malmö verbunden ist.

Mittlerweile wird die Bike-and-Ride-Station aber nicht nur von Pendlern, sondern auch von Fahrradtouristen frequentiert, die dort ihr Gepäck unterstellen, bevor sie die Stadt besichtigen. Mit Obdachlosen, die die Duschen ohne Fahrrad benutzen wollen, gibt es bislang angeblich noch keine Probleme. Die Bike-and-Ride-Station könnten auch deutschen Kommunen wie München als Vorbild dienen, wo der grüne Bürgermeister Josef Monatzeder den Radverkehrsanteil von 14 auf 20 Prozent steigern will. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer plant bis 2020 eine Steigerung des Radverkehrsanteils in Städten von 11 auf 16 und im ländlichen Raum von 8 auf 13 Prozent.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/2/152144

Von : Peter Mühlbauer in Telepolis > Energie und Klima-News

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Tatortmacher klauen Schaltung aus dem Internet

Es ist noch nicht lange her, da verfassten 51 Tatort-Autoren einen offenen Brief unter anderem an die Netzgemeinde. In diesem Brief beklagten die Autoren unter anderem die Umsonstkultur der User, die scheinbar frei zugänglich mit kostenfrei gleichsetzen. Sie wandten sich gegen eine Marginalisierung der Grundrechte der Urheber, namentlich das geistige Eigentum, und befürchteten nicht weniger als eine Enteignung, falls Schutzfristen tatsächlich verkürzt würden.

Da ist es natürlich um so peinlicher, was laut Felix von Leitner einigen Benutzern des Forums mikrocontroller.net im am 3.6.2012 ausgestrahlten Tatort “Schlafende Hunde” auffiel: dass irgendwer sich für eine Szene, bei der ein Schaltplan gezeigt wird, scheinbar ungefragt via Google Bildersuche an fremden geistigen Eigentum bedient hatte. Ohne den Urheber zu entlohnen oder wenigstens zu fragen, und ohne Quellenangabe wurde da der Schaltplan einfach in einer kommerziellen Produktion verwendet. Fairerweise sei hier eingeschoben, dass die betreffende Folge bereits 2010 produziert wurde und ihr Drehbuchschreiber nicht zu den Unterzeichnern des offenen Briefes gehört – dennoch muss sich die Tatort-Crew nun den Vorwurf gefallen lassen, mit der Hand in der Keksdose erwischt worden zu sein. Der Urheber Fabian Luehrs steht derzeit in Kontakt mit einer Redakteurin um abzuklären, wie das passieren konnte.

Nun kann man – auch die Macher des Tatort – der Meinung sein, dies sei doch eigentlich nicht so schlimm. Immerhin habe man den Schaltplan nur zur Illustration verwendet. Damit würde man dann allerdings den Standpunkt vertreten, den man eben noch kritisiert hat: dass eben nicht jede Verwendung fremder Schöpfungen in eigenen Werken die Rechte des Urhebers verletzt.

Rechtlich könnte man sich auf §57 des deutschen Urheberrechtsgesetzes berufen, der das Konzept des “unwesentlichen Beiwerks” formuliert. Das dürfte allerdings all jenen wie der reine Hohn vorkommen, deren Videos wegen urheberrechtlich geschützter, zufällig mit aufgenommener Hintergrundmusik schon einmal bei YouTube gesperrt worden sind. Weiterhin ist es fraglich, ob man mit dieser Argumentation rechtlich überhaupt durchkommt – wo der Schaltplan doch gut sichtbar in Szene gesetzt wurde.

Sich auf diesen Paragraphen des unwesentlichen Beiwerks zu berufen, um die ungefragte, nicht entlohnte Verwendung eines Schaltplans zu rechtfertigen, könnte man jedenfalls als eine Marginalisierung der Grundrechte des Urhebers verstehen. Alternativ bliebe noch ein zerknirschtes Schuldeingeständnis und damit der Beweis, dass auch die Macher des Tatorts es manchmal mit dem Urheberrecht nicht so genau nehmen – bzw. dieses eben in Zeiten des jederzeit verfügbaren und frei zugänglichen Wissens voller Fallstricke ist, die selbst Profis zum Verhängnis werden können und daher eine Anpassung, zumindest aber eine Diskussion angesagt wäre.

Source : http://www.heise.de/tp/blogs/6/152142

Von : André Lerch in Telepolis > Kultur und Medien-News