Die Abteistadt Echternach gehört hierzulande zu den bekanntesten Ortschaften für Touristen. Am Dienstagabend zog der Schöffenrat nun die Tourismusbilanz des vergangenen Jahres – ein Jahr, in dem in verschiedenen Bereichen positive Resultate, in anderen hingegen negative Zahlen erzielt wurden.
Wie Schöffe André Hartmann zu Beginn erklärte, würde es sich bei der Bilanz lediglich um Anhaltspunkte zur Entwicklung des Tourismus in Echternach handeln. So würden unter anderem die Zahlen der Tagestouristen und der Wanderer auf dem Müllerthal Trail fehlen, da diese schwer zu definieren seien. Allerdings habe man eine Möglichkeit gefunden, um Zählungen an den Wanderwegen zu machen. Dieses System könnte, laut Hartmann, ebenfalls bei größeren Veranstaltungen, wie der World Balloon Trophy und dem E-Lake-Festival eingesetzt werden.
Aus der Tourismusbilanz ging hervor, dass in vielen Bereichen Änderungen oder neue Ideen nötig sind, um mehr Touristen in die Abteistadt zu locken. Während im Rest des Landes ein Plus an Besuchern verzeichnet wurde, so erzielte die Region Müllerthal/Kleine Luxemburger Schweiz ein Minus von vier Prozent. Anders sieht es hingegen bei der Jugendherberge aus, die im Vergleich zu den restlichen Luxemburger Herbergen relativ gute Resultate schaffte.
Was den Bereich „Hotels, Herbergen und Pensionen“ betrifft, liegen der Gemeinde bis dato lediglich die Statec-Zahlen von 2009 vor. Demzufolge gingen die Übernachtungen im Raum Echternach und Rosport insgesamt um 22,5 Prozent zurück. Betroffen seien, laut André Hartmann, vor allem die kleinen und mittleren Betriebe, die in den vergangenen Jahren nicht in ihre Gebäude und ihr Angebot investierten. „Wir müssen zusammen überlegen, wie wir dies richten können“, gab der Schöffe zu verstehen.
2010 informierten sich 31 431 Personen in der Tourist-Info. Auch hier sind die Zahlen rückläufig, was unter anderem durch die breite Informationspalette im Internet bedingt sei.
Tourismus-Syndikat: Kaum Geld für Investitionen
Positive Resultate wurden hingengen auf dem Campingplatz erzielt. So kamen dort 21 049 Übernachtungen bei den Langzeitcampern im Vergleich zu 20 718 im Jahr 2009 zusammen. Einen leichten Rückgang gab es bei den Kurzzeitcampern, wo 12 602 Übernachtungen (2009: 12 986) gezählt wurden. Ähnlich sieht es bei den Mittelaltertürmen und den Ferienwohnungen des Tourismusyndikats aus. Wie der Präsident des Tourismussyndikats, Georges Calteux, erklärte, seien in den vergangenen 30 Jahren fast 2,5 Millionen Euro in den Campingplatz investiert worden. Allerdings fehle nun das Geld für weitere Investitionen; unter anderem müsse ein Sanitärblock aus dem Jahr 1937 erneuert sowie ein Mittelalterturm renoviert werden.
Daneben habe man in guten Zeiten auch über genügend finanzielle Mittel verfügt, um die Gehälter der Angestellten in der Tourist-Info auszuzahlen. Hinzu komme die Anpassung der Löhne durch die Index-Tranche – zusätzliche Ausgaben, die man nicht mit den Preisen für Übernachtungen koppeln könne. Abschließend betonte Calteux, dass er „kein gutes Gefühl habe“. Diese Problematik soll, nach den Worten von André Hartmann, demnächst in einem Treffen zwischen Schöffenrat und den Syndikatsverantwortlichen diskutiert werden.
Wie bereits erwähnt, schnitt die Echternacher Jugendherberge im Vergleich zu den restlichen Herbergen im Großherzogtum mit 15 468 Übernachtungen (2009: 15 936) gut ab. Von Erfolg gekrönt waren dabei die Aktivitäten und Programme für Gruppen und Schulklassen.
Römische Villa zählte 6 000 Besucher mehr als im Vorjahr
An den geführten Touren im Gebiet des ORT Müllerthal/Kleine Luxemburger Schweiz beteiligten sich 5 411 Personen (5 008 in Echternach) im Gegensatz zu 4 848 Teilnehmern im Jahr 2009.
Mit 56 736 Eintritten besuchten im vergangenen Jahr 2 341 Personen mehr die einzelnen Museen in der Abteistadt. Ein deutliches Plus erzielte dabei die römische Villa am See: Kamen 2009 „nur“ 2 921 Besucher zur historischen Stätte, belief sich die Zahl nun auf 8 979 Eintritte. Dies liege, so Hartmann, vor allem an der vermehrten Werbung durch die neue Verwaltung, dem Nationalmuseum für Geschichte und Kunst.
Positiv können auch die Trifolion-Verantwortlichen in die Zukunft blicken. Sowohl bei den kulturellen Veranstaltungen (2009: 22 990 Besucher, 2010: 30 770) als auch bei Kongressen und Seminaren (840 Besucher mehr) kamen mehr Gäste. Der Kongresstourismus soll allerdings noch ausgebaut werden. So besteht die Idee, dort ein nationales Kompetenzzentrum im Tourismusbereich zu machen.
Das Echternacher Festival brachte mit 27 Konzerten über 6 500 Gäste in die Abteistadt. Um künftig die richtige Festivalatmosphäre in der gesamten Ortschaft zu bekommen, sollen die Menschen in diesem Jahr bereits in den Geschäften auf das Festival eingestimmt werden.
Ein bedeutender Publikumsmagnet bleibt die Springprozession, die 2010 auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. 11 139 Personen beteiligten sich allein an der Prozession. Hinzu kamen unzählige Zuschauer. Laut Pierre Kauthen, Vorsitzender des Willibrordus-Bauvereins, gelte es nun einerseits, Werbung mit dem Unesco-Label zu machen und dieses Großereignis noch bekannter zu machen.
Daneben wolle man auch im Laufe des Jahres Menschen, die an der Springprozession und am Leben des heiligen Willibrord interessiert seien, nach Echternach locken. Um dies zu ermöglichen, sollen nicht nur die Willibrordus-Oktave im November besser vermarktet werden, sondern auch ein kultureller Willibrordus-Weg realisiert und Hinweisschilder mit dem Hinweis auf das Unesco-Label aufgestellt werden. (Text: Nadine Schartz / Foto: Gerry Huberty)
Waat mech am meeschten beonrouegt an zugläich erstaunt ass :
Ech haat gemengt, die do Situatioun hätt schons missen vierun 15-20 Joer kommen.