Keimsprossen als Quelle in Verdacht
Nachdem in den letzten Tagen Biogasanlagen als Quelle der EHEC-Bakterien in Verdacht gerieten, fokussieren die Spurensucher ihr Augenmerk im Moment auf einen Betrieb aus Uelzen, der Keimsprossen herstellt. Diese werden dort bei Temperaturen bis 38° in Metalltrommeln zum Keimen gebracht. Also ganz ohne Kontakt mit Erde, dafür aber im Bereich des Temperaturoptimums für die Vermehrung von E.Coli-Bakterien. Jetzt wird geprüft, wie die EHEC-Bakterien in den Keimprozess geraten sein könnten, und ob das verwendete Wasser oder das Saatgut kontaminiert waren.
Aber auch für die Hypothese, dass der aktuell zur Epidemie führende Keim aus Biogasanlagen stammt, besteht noch keine Entwarnung. Zwar weist die Biogasbranche Überlegungen zurück, die aktuelle EHEC-Variante könne aus Bioagasanlagen stammen. Das Gärsubstrat werde vor dem Ausbringen auf 70°C erhitzt, wonach es unwahrscheinlich sei, dass Gärreste noch kurz vor der Ernte auf die Pflanzen ausgebracht werden, ohnehin würden Gärprodukte aus Biogasanlagen in der Regel nicht im Gemüseanbau verwendet.
Doch Günther Hellwig, Leiter der Agrar- und Veterinärakademie Horstmar-Leer/Münsterland, weist darauf hin, dass es im Frühjahr lange nicht geregnet hat und deshalb ausgebrachtes Gärrestsubstrat auch nicht von Pflanzen abgewaschen werden konnte. Auch die Behauptung, die Hitzesteriliserung der Gärsubstrate würde Garreste quasi keimfrei machen, stimmt so nicht. Schon 2004 wies eine Studie der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft nach, dass die Weiterverarbeitung von Fäkalien in Biogasreaktoren deren Keimbelastung zwar stark mindert, aber man keineswegs von einem keimfreien Produkt sprechen kann (Bild).
Source : http://www.heise.de/tp/EHEC-noch-keine-Entwarnung-fuer-Biogasanlagen–/blogs/2/149950
Autor : Matthias Brake in Telepolis > Energie und Klima-News